Mit Tablets durch den (Schul-)Alltag

Tablet-Klasse in der Kaufmännischen Berufsschule

Fotos, Videos, Animationen, Spiele und auch das Surfen im Internet sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken: Das Walter-Eucken-Gymnasium möchte dieses Potential zum Lernen nutzen. Als eine von 50 teilnehmenden Schulen am Versuch zum Einsatz von Tablets im Unterricht, entwickelt und erprobt das WEG seit dem Beginn des Schuljahres 2016/17 Unterrichtsszenarien. Dafür wurde jeweils eine Klasse für Auszubildende zum Kauffrau/mann für Büromanagement von ihren Ausbildungsbetrieben mit Tablets ausgestattet. Diese dürfen und sollen die Schülerinnen und Schüler sowohl in der Schule als auch im Betrieb nutzen.

Wischen statt Radieren

Mit dem Klingeln zum Stundenbeginn starten die Schülerinnen und Schüler nun ihre Tablets, anstatt Füller und Heft hervorzuholen. Manuel Valentin, Klassenlehrer der Pilotklasse, ist vom Potential der Tablets überzeugt, denn: „Aktualität ist im Fach Betriebswirtschaftslehre besonders wichtig. Dank der Tablets können die Schülerinnen und Schüler leichter, schneller und realitätsnäher Daten, beispielswiese im Bereich der Angebotskalkulation oder Lageranalyse, verarbeiten und darstellen.“

Tablets im Einsatz

Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft

Den Vorzug der Tablets erfahren die Auszubildenden jedoch nicht nur in der Schule, sondern auch im Ausbildungsbetrieb. Die Firma Steinhauser Bau Kirchzarten hat zwei Auszubildende mit Tablets ausgestattet und sieht die Vernetzung zwischen Schule und Wirtschaft positiv. „Bei uns kann das in der Schule Erlernte direkt in der Praxis angewandt werden und die Materialien sind auch immer griffbereit“, so Petra Baumgartner, die bei Steinhauser Bau die Auszubildenden betreut.

Stimmen zur Tabletklasse

Stimmen zur 2016 eingerichteten Tablet-Klasse in der Kaufmännischen Berufsschule:


Das Walter-Eucken-Gymnasium hat sich im Jahr 2016 entschieden am Projekt TabletBS.dual teilzunehmen. Um was geht es dabei?

Das Land Baden-Württemberg hat speziell für Berufsschulen einen Schulversuch gestartet, bei dem ausgewählte Klassen mit Tablets unterrichtet werden. Wir haben uns mit einer Klasse „Kaufleute Büromanagement“ beworben und freuen uns, dass wir Teil dieses Digitalisierungsprojekts geworden sind. Wir konnten genügend Ausbildungsbetriebe von einer aktiven Kooperation überzeugen, sodass wir zum Schuljahr 2016/17 starten konnten. Im laufenden Schuljahr ist eine weitere Klasse dazu gekommen.

 

Wie sieht diese Kooperation zwischen der Berufsschule und den beteiligten Unternehmen genau aus?

Das Schulversuchskonzept sieht vor, dass die Tablets von den Ausbildungsbetrieben beschafft und finanziert werden. Da mussten wir natürlich viel Überzeugungsarbeit leisten. Unsere Aufgabe besteht darin, die technische Infrastruktur bereitzustellen, Lehrkräfte zu schulen und geeignete Lernsituationen zu entwickeln. Die Technik steht, die didaktische Arbeit ist eine Aufgabe für viele Jahre.

Wird so der Unterricht in der Zukunft aussehen?

Das kann heute niemand mit Sicherheit sagen. Auf jeden Fall wird die Digitalisierung vor der Schule mit ihren traditionellen Lernprozessen nicht Halt machen und das soll auch so sein. Ich glaube, dass ein guter Unterricht zukünftig ein strukturierter Prozess in einer Lerngruppe sein wird, wobei die Lehrkraft dabei von entscheidender Bedeutung ist. Tablets werden die Informationssuche, die Darstellung und Sicherung von Lernergebnissen und die Kooperation innerhalb der Lerngruppe erheblich verändern.

Weitere Infos zum Projekt: http://tabletbs.de/,Lde/Startseite/Schulversuch/projektskizze

SCHULLEITUNG MARTIN HAMPEL


Lehrerstimmen Manuel Valentin und Boris Huckle

Sie unterrichten nun schon seit zwei Jahren in den Tabletklassen – Was hat Sie motiviert, in der Tabletklasse zu unterrichten?

Boris Huckle: Das Ziel von Unterricht hat sich in den letzten Jahren sehr geändert, es geht nicht mehr um die reine Abfrage von Wissen, sondern um den Erwerb von Kompetenzen. Gerade in der kaufmännischen Arbeitswelt liegen diese Handlungsanforderungen verstärkt im Bereich der digitalisierten Arbeit, sodass es sinnvoll ist, diese auch schon in der Ausbildung zu erlernen.

Die Basis dafür bietet sicherlich auch das Leitbild der Schule: „Wir bereiten unsere Schüler optimal auf die (Arbeits-) Welt vor.“

Manuel Valentin: Außerdem ergeben sich durch den Tableteinsatz Möglichkeiten, den Unterricht ganz neu zu gestalten: Er wird abwechslungsreicher und v.a. auch realitätsnäher, sodass er sich der wirklichen Arbeitswelt mehr anpasst.
Zudem erlenen die Schülerinnen und Schüler einen weiteren Bestandteil der Medienkompetenz - Sie finden für sich heraus, wann mit welchem Medium effizient gearbeitet werden kann.

Wie ändert sich der Unterricht durch den Tableteinsatz?

Manuel Valentin: Tätigkeiten, die wir im Alltag ohnehin ausführen, ohne darüber nachzudenken, finden so auch im Unterricht Anwendung. Beispielsweise finden nun ganz selbstverständlich Online-Wörterbücher und Lexika Anwendung im Unterricht. Außerdem wird der Umgang mit unterschiedlicher Software direkt im Unterricht ohne darüber nachzudenken in der Anwendung geübt. So mussten früher speziell im Computerraum zum Beispiel Officeanwendungen erlernt werden.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?

Boris Huckle: Am Anfang hat der Tableteinsatz den Unterricht sehr entschleunigt. Wir Lehrer haben viel Neues dazugelernt, da sich die Unterrichtsdidaktik durch den starken Einsatz dieses Mediums verändert.

Wir Lehrer mussten uns, wie die Schüler, erst in der digitalen Welt zurechtfinden und die digitale Technik so gut beherrschen wie die analoge. Das hat auch zur Folge, dass der gleiche Stoffumfang zusammen mit der Arbeit am Tablet zeitlich aufwendiger ist.

Manuel Valentin: Toll ist jedoch zu beobachten, wie die Hemmschwelle, moderne Medien einzusetzen, immer weiter sinkt und die digitale Arbeit immer selbstverständlicher wird, was unsere Motivation und den Spaß am Lehren und Lernen verstärkt. Dies alles macht es sehr interessant für uns, an dieser aktuellen Entwicklung mitzuwirken und diese mitzugestalten.


Was sind die Unterschiede zum Unterricht, den Sie bisher kennengelernt haben?

Anastasia Schneidmiller: Man braucht kein Papier oder Arbeitsblätter mehr mitzubringen, sondern hat immer alles dabei. Wenn man etwas nachschauen möchte, was zum Beispiel letztes Jahr im Unterricht behandelt wurde, steht es direkt zur Verfügung.

Felix Lickert: Das Programm, das wir benutzen, ist sehr praktisch. Die Organisation des Materials ist viel strukturierter; Blätter hingegen gehen leicht verloren. Außerdem ist der Rucksack leichter, gerade in Anbetracht der Gesundheit am Arbeitsplatz.

Ein weiterer Punkt ist, dass man, wenn man fehlt, automatisch alles zur Verfügung gestellt bekommt und direkt nacharbeiten kann.

Was finden Sie positiv am Tabletunterricht?

Anastasia Schneidmiller: Unterwegs kann man arbeiten ohne viel mitnehmen zu müssen. Für mich als Mutter ist das auch von Vorteil, da keine Blätter oder andere Arbeitsmaterialien rumliegen, das erleichtert mir die Arbeit.

Felix Lickert: Im Wirtschaftsunterricht ist die Arbeit mit dem Tablet super, weil man verschiedene Medien einpflegen kann, zum Beispiel Excel-Tabellen, was man sonst im Computerraum machen müsste. So kann man sogar mit dem Stift im Programm Notizen ergänzen. Außerdem vereinfacht es Gruppenarbeiten durch eine „Cloud“, man teilt alle Ergebnisse und kann trotzdem, wenn einer fehlt, in der Gruppe weiterarbeiten.

Was finden Sie negativ?

Anastasia Schneidmiller: Im ersten Jahr gab es öfter Probleme mit dem Internet im Raum, was aber dieses Jahr verbessert wurde. Ohne Internet ist weitgehend kein Unterricht möglich.

Felix Lickert: Der Akku reicht nicht für den ganzen Unterrichtstag, bei der Arbeit gibt es Dockingstations. Die Raumausstattung müsste verbessert werden.

Hat der Tableteinsatz an der Schule einen Mehrwert im Betrieb?

Anastasia Schneidmiller: Bei mir nicht. Ich benutze es im Betrieb nur, wenn ich für den Unterricht arbeite. Wir arbeiten mit fest installierten PCs und sollen nicht von Zuhause auf Firmendaten zugreifen können. Dies ist eine Schutzmaßnahme für die Mitarbeiter, da wir nicht von Zuhause aus weiterarbeiten sollen.

Felix Lickert: Wir haben am Arbeitsplatz Dockingstations, wo ich ausschließlich das Tablet verwende. In unseren neuen Büroräumen benutzen jetzt alle Tablets. Auch das Berichtsheft wird am Tablet geführt.

Wie gefällt Ihnen das Lernen am Tablet?

Anastasia Schneidmiller: Durch die einfachere Strukturierung und Übersichtlichkeit gefällt mir das Lernen am Tablet sehr gut.

Felix Lickert: Gut, der Medieneinsatz ist vielfältiger und einfacher geworden. Es ist einfach zeitgemäßer.

Vielen Dank!

SCHÜLER*INNENSTIMMEN: ANASTASIA SCHNEIDMILLER & FELIX LICKERT, KLASSE 2BM1

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